Wie machen’s die anderen?

Die Entsorgung radioaktiver Abfälle ist ein Thema vieler Länder. Entsprechend sind die Projektverantwortlichen für die Lagerung radioaktiver Abfälle ständig im internationalen Austausch. Dieser Austausch findet nicht nur im Felslabor Mont Terri, gelegen im Städtchen St-Ursanne im Kanton Jura statt, sondern die gesammelten Erkenntnisse der insgesamt 22 Partner aus der Schweiz, Belgien, Deutschland, Frankreich, Japan, Kanada, Spanien und den USA finden ihren Weg in die Strukturen ihrer Länder. Dort treffen wir auf unterschiedliche Bedingungen der Geologie, Gesetzgebung und Demographie. Entsprechend stellt sich die Frage: Wie machen’s die anderen?

Wie machen’s die anderen?

Andere Länder – andere geologische Verhältnisse

Anders als in der Schweiz und Frankreich, gibt es in Schweden und Finnland keine tiefliegenden tonhaltigen Sedimente. Diese Länder sind entsprechend gezwungen, ihre Tiefenlager in kristallinen Gesteinen zu bauen. Warum das «bei denen» möglich ist? Im Gegensatz zu den Alpen, die nach wie vor in Bewegung sind, liegen die «Svekofenniden» – die tektonische Einheit im Bereich des heutigen Skandinaviens – seit einer Milliarde Jahr ungestört. Das wasserführende kristalline Gestein zwingt die Kollegen im Norden die Stahlbehälter, in denen die abgebrannten Brennelemente sind, zusätzlich mit einem Kupfermantel zu umhüllen.
 

Wie weit sind die anderen im Vergleich?

Während die Schweiz mitten im Prozess der Formulierung des Rahmenbewilligungsgesuch steckt, werden in Schweden, Finnland, Südkorea und Ungarn bereits seit Jahrzehnten geologische Tiefenlager für schwach- bis mittelaktive Abfälle betrieben. Das weltweit erste geologische Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle «Onkalo» auf der Halbinsel Olkiluoto im Südwesten Finnlands ist im Bau und soll 2025 fertig gestellt sein und in Betrieb gehen.

In Frankreich hat die ANDRA am 16. Januar 2023 das Baugesuch für ein geologisches Tiefenlager in Cigéro in der Nähe von Bure bereits eingereicht.


Fazit

Andere Länder sind der Schweiz einige Schritte voraus, was den Bau ihrer geologischen Tiefenlager anbelangt. Was nicht heissen soll, dass schneller auch gleich besser bedeutet. Aber das Verhältnis, in welchem bei uns trotz überzeugender wissenschaftlicher, geologischer und bautechnischer Erkenntnisse, versucht wird die Sicherheit der Bevölkerung zu garantieren und gleichzeitig ihre subjektiven und wirtschaftlichen Bedürfnisse mit einzubeziehen, ist durchaus einzigartig. Umso mehr Grund, auf Vertrauensbasis aufeinander zu zugehen und sich aktiv einzubringen und zu informieren.

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